| Artikel: | Jüdischer Friedhof wieder hergerichtet 40 freiwillige Helfer machen Begräbnisstätte an der Ulmenstraße besser zugänglich | Datum: | 11/Dez/00 | Text: | Jetzt ist er wieder hergerichtet: Der alte jüdische Friedhof an der Ulmenstraße. Rund 40 freiwillige Helfer waren eine Woche lang im Einsatz. Sie beseitigten auf dem nur nach Anmeldung zugänglichen Friedhof den größten Wildwuchs. Holunder, Ahornzöglinge, Knöterich und Brombeersträucher wurden beseitigt. Denn Besuchergruppen und Nachkommen von auf dem Friedhof Beerdigten hatten in jüngster Zeit immer mehr Schwierigkeiten, in der stark entwickelten Vegetation die gesuchten Grabstätten zu finden.
Darum ergriff die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Düsseldorf die Initiative. In enger Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein als Friedhofseigentümer wurden die freiwilligen Helfer der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Düsseldorf vom 4. bis 8. Dezember aktiv. Gemeinsam und unter Anleitung von Mitarbeitern des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes der Landeshauptstadt schwangen die 40 auf dem Friedhof an der Ulmenstraße Hacke und Schaufel, verrichteten aber auch viel Handarbeit. Unter anderem wurde ein Kindergrabfeld, das immer wieder Nachfragen auslöste, von niedriger Vegetation befreit und zugänglich gemacht. "Mit ihrer Arbeit haben die Freiwilligen einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung dieses Friedhofs geleistet", lobte die Gründezernentin der Landeshauptstadt, Charlotte Nieß-Mache.
Der jüdische Friedhof an der Ulmenstraße wurde 1877 als Bestattungsort für die Bürger jüdischen Glaubens der Stadt Düsseldorf eröffnet. Er ist ein beeindruckendes Zeugnis für die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf vor dem Zweiten Weltkrieg. Namhafte Persönlichkeiten jüdischen Glaubens haben hier ihre letzte Ruhestätte. Die letzte Beisetzung fand 1941 statt. Zur Erhaltung des Friedhofs werden durch die Landesregierung jährlich Mittel zur Verfügung gestellt. Sie werden dafür verwandt, den Eingang zu pflegen, Hauptwege begehbar zu machen, oder für Verkehrssicherheit an großen Gehölzen zu sorgen. Im Laufe der vielen Jahre seit der letzten Bestattung sind die seinerzeit gepflanzten Gehölze zu stattlichen Bäumen oder geschlossenen Koniferendächern über den Grabreihen herangewachsen. Darunter rankt sich Efeu um die alten Grabsteine. Es hat sich ein Gleichgewicht herausgebildet, das auch in den nächsten Jahren einen interessanten Blick in die Geschichte ermöglicht, ohne jedes Detail freizugeben.
Es gibt aber nach Angaben der Gärtner des städtischen Fachamtes auch Problemzonen auf dem Friedhof, in denen sich dieses ökologische Gleichgewicht nicht so gestaltungsverträglich entwickeln konnte. Umgestürzte oder nicht mehr verkehrssichere Bäume mussten entfernt werden. Das sorgte an einigen Stellen für mehr Licht. Andererseits wurde dadurch das Wachstum von nicht erwünschten Sämlingen, wie Ahorn und Holunder, ermöglicht. Auf den Wegeflächen und in den Randzonen der Gehölze machen sich Brombeeren und Knöterich breit. Diese sind zwar das Ergebnis natürlicher ökologischer Prozesse, stören aber den Charakter sowohl des Friedhofs als auch das Gleichgewicht der friedhofstypischen Vegetation. Diese spontane Vegetation haben nun die freiwilligen Helfer mit Hilfe der Fachkollegen des Nordfriedhofs und der mobilen Kolonne der Friedhofsabteilung ökologisch behutsam entfernt.
Das Ergebnis der Arbeiten ist vielfältig: Die Erhaltung des Friedhofscharakters ist nur die eine Seite. Mindestens genauso bedeutungsvoll ist die gemeinsame Arbeit aller Beteiligten gerade auf diesem Friedhof und gerade heute. Und auch wenn im Dezember die Witterung schon ziemlich kühl ist, galt das für die Arbeitsatmosphäre auf dem Friedhof keinesfalls. Das Engagement der freiwilligen Helfer und die Fachkenntnis der Mitarbeiter des Gartenamtes bildeten eine erfolgreiche Basis. Durch gemeinsamen Zupacken entstand eine zwischenmenschliche Wärme, die nach Ansicht der Beteiligten auch über die gemeinsamen Arbeitstage hinaus anhalten wird.
Der jüdische Friedhof, Ulmenstraße 185, kann nur nach Anmeldung beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt, Am Nordfriedhof 1, Telefon 89-94852 (werktags 8 bis 12 Uhr), besichtigt werden.
| Autor: | PLD | TopLine: | | TopText: | |
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