Veranstaltungsdetails
 Reiter und Wagenfahrer von der späten Bronzezeit bis zur frühen Latenezeit in Europa
 Seminar
Dozent   Dr. C. Metzner-Nebelsick  (Sprechzeit: Do, 12-14 Uhr)
Wann   Do, 14-16 Uhr 
Wo   Brandbergweg 23c

Reiter- und Wagenfahrer von der späten Bronze- bis zur frühen Latènezeit in Europa

Die Sitte, Pferdegeschirr oder Wagen oder Wagenteile in Gräbern zu deponieren, gehört zu den Charakteristika der vorchristlichen Metallzeiten Europas. Seit der frühen Urnenfelderzeit bis in die Latènezeit können wir in weiten Teilen unseres Kontinents diese Beigabensitte immer wieder als Mittel der Darstellung von Macht und Status im Bestattungsbrauchtum der jeweiligen Oberschichten feststellen. Während der Nachweis von Reitern im Grab sowohl räumlich als auch zeitlich enger begrenzt ist, erkennen wir in den unterschiedlichen Wagengräbern ein verbindlicheres Konzept der Totenbehandlung, das vermutlich auch eng an religiöse Vorstellungen geknüpft war. Da insbesondere die verschiedenen Spielarten der Sitte der Mitgabe eines Wagens oder des ihn symbolisierenden Zaumzeugs nicht kontinuierlich gepflegt wurde, eröffnen sich Fragen zu Kontinuität und Diskontinuität dieser Sitte. In diesem Zusammenhang verspricht die Behandlung der Depotfunde gewinnbringende Erkenntnisse. In der Urnenfelderzeit bzw. in der jüngeren Bronzezeit in Nordeuropa sind Wagen- und Zaumzeugteile ein eher seltener, aber dennoch regelhafter Bestandteil von Hortfunden. Dabei lassen sich zeitlich wie regional unterschiedliche Muster der Zusammensetzung der Depotfunde beschreiben, die es zu erarbeiten gilt. Zudem sind die bestehenden Wechselwirkungen mit den Grabfunden darzustellen.
Ziele des Seminars wird es sein, sich anhand der Referate einen Überblick über den Materialbestand an Wagen- aber auch Reitergräbern der unterschiedlichen Zeitperioden zu verschaffen. Darüber hinaus werden die Wagen- und Zaumzeugteile führenden Hortfunde unter den oben genannten Fragestellungen zu bearbeiten sein. Bei der Behandlung der Grabfunde stehen chronologische Fragen ebenso zur Diskussion, wie die Untersuchung der Stellung der jeweiligen Gräber im sozialen Gefüge der sie beherbergenden Gräberfelder. Es wird ferner angestrebt, die jeweiligen Reiter- bzw. Wagengräber und ihre besondere Ausstattung in einen größeren sozialen wie allgemein kulturellen Kontext zu stellen, um über die regionale Einbindung hinaus, Kontakte auf einer interregionalen Ebene sichtbar zu machen.
Schließlich ist nach weiteren Interpretationen der Bedeutung der Wagenbeigabe im Grab und möglichen Deutungen von Wagenteilen und Zaumzeug im Depotfundkontext zu fragen.

Die Teilnehmer/innen werden ein mündliches Referat vorbereiten und dieses später als schriftliche Hausarbeit abgegeben. Darüber hinaus übernimmt jede/jeder ein Kurzreferat über wichtige Aufsätze zum allgemeinen Verständnis des Themas.
Die Referatsthemen, auch die der Kurzreferate, und die entsprechende weiterführende Literatur werden im März bekannt gegeben.


Einführende Literatur:

M. Guštin/L. Pauli (Hrsg.), Keltski voz. Keltische Wagengräber. Posavki Muzej Brežice (Brežice 1985).

G. Kossack, Pferdegeschirr aus Gräbern der älteren Hallstattzeit Bayerns. Jahrb. RGZM 1, 1954, 111–178.

Ders., The construction of the felloe in Iron Age spoked wheels. In: J. Boardman/M.A. Brown/T.G.E. Powell (Hrsg.), The European Community in Later Prehistory. Studies in Honour of C.F.C. Hawkes (London 1971) 143–163.

C. Metzner-Nebelsick, Der „thrako-kimmerische“ Formenkreis aus der Sicht der Urnenfelder- und Hallstattzeit im südöstlichen Pannonien. Vorgesch. Forsch. 23 (Rahden/Westf. 2002).

L. Nebelsick, Orientalische Streitwagen in der zentral- und westmediterranen Welt. Acta Praehist. Et Arch. 24, 1992, 85–110.

C.F.E. Pare, Wagons and Wagongraves of the Early Iron Age in Central Europe (Oxford 1992).

St. Piggott, The Earliest Wheeled Transport. From the Atlantic Coast to the Caspian Sea (London 1983).

Vierrädrige Wagen der Hallstattzeit. Monogr. RGZM 12 (Mainz 1987).

M. U. Vosteen, Urgeschichtliche Wagen in Mitteleuropa. Eine archäologische und religionswissenschaftliche Untersuchung neolithischer bis hallstattzeitlicher Befunde. Freiburger Arch. Stud. 3 (Rahden/Westf. 1999).



Referate   Reiter_und_Wagenfahrer_SS04
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